Kriegswohlfahrtspflege :

 

 

K r i e g s w o h l f a h r t s p f l e g e

 

Während der Mobilmachung war die hiesige Eisenbahnstrecke durch Militärtransporte sehr stark in Anspruch genommen. In Burbach und Würgendorf waren Verpflegungstationen eingerichtet. Fast sämtliche Militärzüge hielten in Burbach zehn bis zwanzig Minuten. Frauen und Mädchen hatten Tag und Nacht alle Hände voll zu tun mit Vorbereitung und Überreichung von Liebesgaben. In großen Kesseln wurde Kaffee gekocht, Butterbrote wurden geschmiert und mit Schinken, Wurst oder Käse belegt. Aus den umliegenden Ortschaften kamen ganze Wagenladungen mit Esswaren und Getränken an, sogar vom Westerwald wurden Speck, Schinken, Butter und Eier gebracht. Auch Wiederstein lieferte mehrere Male Brot, Butter, Speck, Rauchfleisch, Schinken, Wurst, Tabak, Zigaretten, Pfeifen, Hemden, Strümpfe, Taschentücher, Unterzeuge und mehr. Die Begeisterung war so groß, dass man alles für die Feldgrauen, die um uns vor dem Einbrechen der Feinde zu bewahren, dem Tode entgegen gingen, mit Freuden hergab. Nicht lange dauerte es, da kamen schon andere Züge, die unsere Herzen bewegten. An dem roten Kreuze im weißen Felde an den Wagen konnte man schon von weitem die Lazarettzüge erkennen. Nun galt es, auch da nach Möglichkeit zu helfen. Am 21.8.1914 veranstaltete Lehrer Beel eine Geldsammlung zum Besten des Roten Kreuzes, die den Betrag von 374,40 MK ergab. Die Sammlung von Kleidungsstücken für die von den Russen bedrängten und aus ihrer Heimat vertriebenen Bewohner Ostpreußens, die im September 1914 ins Werk gesetzt wurde, ergab 16 Säcke mit Kleidern aller Art, einige Pappschachteln mit Kopf-bedeckungen und Schuhen. Auch die Schüler nahmen an dieser Liebesgabensammlung regen Anteil. Eine für Ostpreußen getätigte Geldsammlung durch Wilhelm Gräf hatte ein Ergebnis von 267 MK, dazu wurden von der Gemeinde- vertretung noch 50 MK bewilligt. Eine Liebesgabensammlung für das Vereins-Lazarett Nordschule in Siegen hatte folgendes Ergebnis: 30 Gläser Gelee und 9 Töpfe Marmelade. Im November 1914 wurden von den Bewohnern Wiedersteins 55 Weihnachtspakete für die Krieger geliefert. Jedes dieser Pakete enthielt Gaben für je 5 Mann, sodass im Ganzen 275 Feldgrauen damit beschert werden konnten. Zur Anschaffung von Hemden, Strümpfen, Pulswärmern, Lungenschützern usw. wurden durch Sammlung 165 MK aufgebracht. Ein von Lehrer Beel in der Schule veranstalteter Lichtbilderabend brachte zum Besten des Roten Kreuzes einen Reingewinn von 12,60 MK.

 

Um die Jugendwehr mit Holzgewehren auszurüsten, wurden durch Sammlung 75 MK aufgebracht. Am 1.3.1915 bat Lehrer Beel seine Schüler um Gaben zur Bekämpfung der Läuseplage, unter der die Krieger im Felde zu leiden hatten. Die Kinder widmeten sich dieser Sammlung mit besonderem Eifer und brachten 42,85 MK zusammen, die an die Siegener Zeitung abgeliefert wurden.

 

Alles Gold gehört in dieser eisernen Zeit dem Vaterlande. Lehrer Beel ging von Haus zu Haus, um das noch vorhandene gemünzte Gold der Reichsbank zuzuführen. Am Nachmittag des 10. April 1915 wurden ihm 5350 MK gegen Papiergeld abgeliefert. Außerdem waren von Richard Schmidt noch etwa 1000 MK und von Auguste Oerter 200 MK gesammelt worden. Letztere erreichte dadurch, dass ihr Bruder Lebrecht 14 Tage Urlaub bekam. Bei einer später durch Lehrer Beel vorgenommenen Nachfrage nach Goldstücken in sämtlichen Familien des Ortes wurden noch zwei 20 MK Stücke und ein 10 MK Stück abgeliefert. Von jedem Haushaltungsvorstand ließ derselbe eine Urkunde unterschreiben als Versicherung, dass gemünztes Gold sich nunmehr nicht mehr in seinem Besitz befinde. Die Urkunde wird vom Gemeindevorsteher für spätere Zeiten aufbewahrt.

 

Unserem Kaiser soll von der deutschen Jugend ein Schiff geschenkt werden. Das Ergebnis, der zu diesem Zwecke von der hiesigen Schuljugend ins Werk gebrachten Geldsammlung betrug 80 MK, die von dem Lehrer am 12.3.1915 an die Siegener Zeitung abgesandt wurden.

 

Für die verwundeten Krieger in den Lazaretten wurden über 60 Spazierstöcke abgeliefert und durch den vaterländischen Frauenverein nach Brüssel versandt.

 

Der Kreistag hat beschlossen, den Angehörigen der zum Kriegsdienst einberufenen Mannschaften im Falle der Bedürftigkeit Unterstützungen zu gewähren, und zwar für Ehefrauen monatlich 9 MK, für Kinder unter 15 Jahren 4,50 MK außer der Reichsunterstützung, welche für Frauen 15 MK und für Kinder unter 15 Jahren je 7,50 MK monatlich beträgt. Die meisten Gemeinden gewähren außerdem eine Zusatzbeihilfe von 6 bzw. 4 MK. Für Wiederstein kommen nur zwei Familien in Betracht. Die Landesbank der Provinz Westfalen hat eine Kriegs-Unterstützungskasse auf Gegenseitigkeit ins Leben gerufen. Es werden 1–20 Anteilscheine von je 10 MK ausgegeben. Die Gesamtsumme der Anteilbeträge gelangt nach Beendigung des Krieges unter die Hinterbliebenen der im Kriege gefallenen Anteilhaber zur Ausschüttung.

 

Durch Fräulein Ida Petri wurden in der Gold- und Silberwoche vom 19. bis 26. Juni 1915 entbehrliche Gold- und Silbergegenstände für den Vaterlandsdank zum Besten der Hinterbliebenen gefallener Krieger gesammelt. Zur Erinnerung wurden gegen Bezahlung – 50 Pfg. – eiserne Ringe mit der Umschrift „Vaterlandsdank 1914“ ausgegeben.

 

Für das Vereinslazarett Nordschule in Siegen wurden am 10.8.1915 1 Flasche Himbeersaft, 1 Flasche Waldbeerwein, 2 Flaschen Wein, 2 Gläser eingemachte Zwetschen, 1 Glas eingemachte Birnen, 1 Korb Stangenbohnen, 1 Korb Wachsbohnen, 1 Korb Erbsen, 1 Korb Möhren, 1 Korb Kohlgemüse und 15 Sack Kartoffeln gespendet.

 

Zum Geburtstag ihrer Majestät der Kaiserin wurden 2 Kisten mit Gelee, Marmelade, Zwetschenkraut, eingemachten Früchten, Himbeersaft usw. an obiges Lazarett gesandt. Die auf Anregung von Lehrer Beel von den Schulkindern ins Werk gesetzte Sammlung von Altmetall, Kupfer, Messing, Blei usw. ergab als Erlös für Kupfer und Messing 106 MK. Die übrigen Metalle – 114 Kg – wurden der Metallsammlung gegen Kriegsnot in Berlin unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Als Anerkennung und zur Erinnerung erhielt die Schule ein Hindenburgbild. Aus dem Verkauf von gesammelten Zwetschensteinen wurden 9,60 MK gelöst. Für nachträglich im Sommer 1917 gesammeltes Altmetall erhielten wir 9,48 MK.

 

Die Brennnesselsammlung hat in Wiederstein im Jahre 1916 im Ganzen 37 Pfd. fertig getrockneter Stängel ergeben. Dieselben sind auch gut befunden und abgenommen worden, was bei den meisten Gemeinden wegen geringfügiger Schimmelbildung nicht der Fall gewesen ist. Für die im September 1917 gelieferten 39 Pfd. Brennnesseln wurden 3,22 MK ausgezahlt. Im Jahre 1918 betrug die Sammlung von einzelnen Kindern 16 ½ Pfd. Für die 1916 gesammelten Obstkerne und Rosskastanien, die nach Dresden geschickt wurden, gingen von Berlin am 16. Jan. 1917 6,14 MK ein. Die Sammlung ergab im Jahre 1917 25 Pfd. Obstkerne und 50 Pfd. Kastanien. Die im Sommer 1916 getätigte Altpapiersammlung brachte von der Firma Richard Berger in Scheuerfeld 13 MK ein. Am 15.5.18 erhielten wir für den 1917 gesammelten Fingerhutsamen 26 MK und für Kastanien 2,55 MK. Der Gesamterlös aus obigen Sammlungen betrug 168,59 MK, die zum Besten unserer Krieger im Felde verwandt wurden.

 

Am 24.11.15 wurden für unsere Feldgrauen 225 Weihnachtspakete gestiftet und am 25.11. in 5 Kisten verpackt, über den Talbahnhof Neunkirchen an das XVIII. A-K. Zentral-Kriegsfürsorge in Frankfurt versandt. Für Weihnachten 1916 wurden nur noch 23 Pakete gestiftet, weil es an geeigneten Gegenständen, zum Teil aber auch am guten Willen fehlte. Die Begeisterung von 1914 ist verloren gegangen. Die Kaiser-Wilhelm-Spende deutscher Frauen hat ins- gesamt 4 300 000 MK ergeben, dazu hat Wiederstein 67,50 MK beigetragen. Der Kaiser will diese Spende für die in ihrer Gesundheit und Erwerbstätigkeit geschädigten Krieger und die Hinterbliebenen der im Kriege gefallenen Helden verwenden.

 

Anfang Januar 1916 wurde durch Frl. Ida Petri für den unter dem Protektorat des Kronprinzen stehenden „ Invalidendank“, dessen Aufgabe darin besteht, für Erwerbstätigkeit der Kriegsinvaliden zu sorgen, gesammelt. Es konnten 84 MK abgeliefert werden. Im Winter 1915-16 wurden von den Mädchen der Ober- und Mittelstufe für die Feldgrauen 3 Dtzd. Paar Socken und etwa 20 Paar Pulswärmer gestrickt. Am 9. und 10. März wurden in der hiesigen Schule unter reger Beteiligung junger Mädchen und Frauen aus Zeitungspapier, das weichgerieben und in Bettbezüge eingenäht wurde, Decken hergestellt. Dieselben sollen in Lazaretten Verwendung finden. Es wurden an den beiden Tagen 22 Stück angefertigt. Eine Sammlung, genannt „ Nationalstiftung für Kriegs- und Zivilgefangene“, die im ganzen Lande veranstaltet wurde, ergab in Wiederstein 112 MK und am folgenden Sonntag, dem 9.7.16, durch Büchsen- sammlung, sowie Verkauf von Postkarten – Bild der Kaiserin – und Vorsteck- nadeln 17,60 MK, im Ganzen 129,60 MK. In der Zeit vom 20. bis 26. September 1916 fand auf Anregung Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin eine Kriegsbilderbogen-Woche statt. Der Bogen kostete 10 Pfg., wovon der Kriegs- kinderspende deutscher Frauen 5 Pfg. zufließen. Ergebnis: 13,40 MK.

 

Der 1. Okt.1916 hat als Opfertag für unsere Flotte durch Büchsensammlung und Verkauf von Abzeichen 70 MK ergeben. Zum Geburtstag Sr. Maj. des Kaisers wurde am Sonntag, dem 28. Januar 1917, im ganzen Vaterlande zum Besten der Soldaten- und Marineheime gesammelt. Das Ergebnis in der Gemeinde Wiederstein betrug 71,65 MK. Für die in den Tagen vom 1. – 3. Juni gesammelte U-Boot-Spende gingen in Wiederstein nur 27,45 MK ein. Bei der am 11. Juli 1917 veranstalteten Geldsammlung zwecks Beschaffung von Lesestoff für unsere Krieger gingen 39,40 MK ein.

 

Am ersten Tage nach den Sommerferien, am 16. Juli 1917, ging Lehrer Beel mit den Kindern der Ober- und Mittelstufe morgens um 8 Uhr durch das Mischenbachtal in den Wahlbacher Hauberg, um für die Siegener Lazarette, deren Bitte um Waldbeeren keine Beachtung gefunden hatte, Beeren zu sammeln. Ergebnis: 51 Pfd. In der Zeit vom 22. – 28. Juli 1917 wurde eine Goldankaufswoche unter dem Schutze des Herrn Oberpräsidenten, Sr. Durchlaucht des Prinzen von Ratibor abgehalten. Das Ergebnis war hier ganz gering, da eine Goldsammlung bereits vor zwei Jahren stattgefunden hatte. Auf Wunsch der Schwester Elisabeth Flender ließ Lehrer Beel am 21. Aug. 1917 durch die Schulkinder für das Vereinslazarett „Loge“ in Siegen Bohnen sammeln. Ergebnis: Zwei große Wäschekörbe voll Bohnen, außerdem ein Körbchen Äpfel und Birnen. Ein Korb Bohnen und das Obst bekam das Lazarett Nordschule in Siegen. Vier Schülerinnen brachten die Gaben, unter Begleitung von Frl. Thekla Beel, persönlich in die Lazarette.

 

Die am 28. Nov. 1917 in Wiederstein gesammelte „Deutsche Säuglingsspende“ ergab 39,25 MK. Im November 1917 wurde noch eine Geldsammlung „Kaiser- und Volksdank Weihnachten 1917“ veranstaltet, die hier 121,75 MK ergab. Für die eingegangenen Gelder sollten nützliche Sachen angekauft und in Paketen im Werte von je 5 MK als Weihnachtsgaben an die Krieger im Felde geschickt werden. Als Geburtstagsgabe für unseren Kaiser wurde vom „Vaterländischen Frauenverein“ eine Sammlung zum Besten der Soldaten- und Marineheime veranstaltet, deren Ergebnis 50,75 MK betrug. Eine Heimat- spende für das Westfälische Rote Kreuz von Frieda Meier und Toni Gilbert am 19.3.1918 gesammelt, ergab 57,10 MK. Die „Ludendorff-Spende“, für Kriegs- geschädigte bestimmt, wurde am 2. Juni 1918 eingesammelt und hatte im hiesigen Orte das schöne Ergebnis von 1215 MK, gesammelt von Frl. Thekla Beel und Frl. Hulda Schmidt. Das Gesamtergebnis der in Wiederstein während des Weltkrieges ins Werk gesetzten Sammlungen betrug, außer den gespendeten Lebensmitteln und sonstigen Bedarfsgegenständen für Lazarette, Lazarettzüge usw. an barem Gelde 3235,09 MK.

 

Am 5.2.1919 sammelte Fräulein Hulda Schmidt für den „Volksbund zum Schutze der deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen“. Ergebnis der Sammlung: 208,50 MK. Für den 18. Mai 1919 war ein allgemeiner Opfertag zum Besten unserer Kriegs- und Zivilgefangenen angeordnet. In hiesiger Gemeinde hat die Sammlung 70 MK ergeben.