Die Schule während des Krieges :

Die Kapellenschule vor dem 1. Weltkrieg
Die Kapellenschule vor dem 1. Weltkrieg

 

 

D i e  S c h u l e  w ä h r e n d  d e s   K r i e g e s

 

Vom General-Kommando des XVIII. Armee-Korps im Frankfurt erging in der ersten Mobilmachungs-Woche der Befehl, das sämtliche Schulen bis auf weiteres geschlossen werden sollten. Auf diese Weise war den Kindern Gelegenheit gegeben, den Krieg, soweit er in das Leben der Heimatgemeinde eingriff, mit zu erleben. Unvergesslich wird es ihnen sein, wie sich die Orts- bewohner am Abend des 1. Aug. 1914, als die Mobilmachung bekannt gegeben worden war, auf der Straße versammelten und die Lage besprochen wurde, wie sie die Krieger beim Ausmarsch zum Bahnhof begleiteten, wie sie mit Spannung die Militärtransporte erwarteten, dieselben durch den lauten Ruf „Zug“ anmeldeten und dann beim Vorbeifahren durch Tücherschwenken und Hurra rufen die nach Belgien und Frankreich fahrenden Krieger mit Begeisterung begrüßten. Aber auch zu ernster Arbeit wurden sie heran- gezogen, galt es doch, die vielen Feldfrüchte trotz der fehlenden Arbeitskräfte rechtzeitig einzuheimsen. Da mussten alle verfügbaren Kräfte herangezogen werden, und jeder war bereit zu helfen, wo es not tat. Auch die Kinder haben mit dazu beigetragen, dass die Feldfrüchte rechtzeitig unter Dach und Fach gebracht wurden.

Am 24. Aug. wurde mit dem Unterricht wieder begonnen.

 

Durch Verfügung vom 19. April 1915 hat die Regierung angeordnet, dass nach Bekanntwerden entscheidender Siege in den Schulen eine Feier veranstaltet werden soll. Kommt die Nachricht während des Unterrichts, so findet die Feier sofort statt und der Unterricht fällt für den Tag aus. Läuft jedoch die Sieges- nachricht nach Schulschluss ein, so ist der nächste Tag nach vorangegangener Feier schulfrei.

 

Aus Rücksicht auf den Mangel an Arbeitskräften, wurden zwecks schneller Beendigung der Grummeternte sämtliche Schüler vom 1. – 5. Sept. 1914 beurlaubt. Die Schüler beteiligten sich auch rege an der Kriegs-Liebestätigkeit. Auf Anregung ihres Lehrers wurde von den Kindern eine Sammlung von Altmetall veranstaltet. Hauptsächlich wurden Gegenstände aus Kupfer, Messing, Blei und Zinn zusammengetragen. Rührend war es, wie alle ihren letzten Bleisoldaten auf den Altar des Vaterlandes legten. Infolge der Verfügung des Bundesrates, nach der sämtliche Gegenstände aus Kupfer, Messing und Nickel beschlagnahmt wurden, wurde der darunter fallende Teil der Sammlung an die Metallsammelstelle in Salchendorf abgeliefert. Der Erlös dieser Sammlung betrug 106 MK. Das übrige Metall – 114 kg – wurde in vier Säcken an die „Metallsammlung gegen Kriegsnot“ in Berlin gesandt. Die Schule erhielt dafür als Anerkennung und zur Erinnerung an die große Zeit zwei Bilder-Öldrucke Hindenburg und Mackensen, die zur Seite des Kaiserbildes im Schulzimmer ihren Platz gefunden haben.

 

Durch den Einfall der Russen in Ostpreußen wurde diese Provinz schwer heimgesucht. Ganze Städte und Dörfer wurden in Schutt und Asche verwandelt, die Bewohner ihrer Habe beraubt, sodass ihnen nur das nackte Leben übrig blieb. Auch dieses haben viele unschuldige Kinder, Mädchen, Frauen und Greise noch lassen müssen. Da hieß es, die erste Not schnell lindern. Auch in Wiederstein wurden Gaben gesammelt und die Kinder haben sich an dieser Sammlung auch rege beteiligt. Außer den bereits erwähnten Sammlungen wurden von den Schulkindern während des Krieges noch ca. 2 Pfd. Frauenhaar, 192 Pfd. Brennnesseln, 56 Pfd. Fingerhutsamen, 150 Pfd. Rosskastanien, 176 Pfd. Zwetschensteine und 78 Ztr. trockenes Laubheu gesammelt. Die Hauptsammlung war die letztere. Infolge der allgemeinen Futterknappheit mangelte es ganz besonders auch an Heu für die Pferde an der Front. Diesem Mangel sollte durch sammeln von Laubheu abgeholfen werden. Die Arbeit begann im Mai und dauerte bis August. Bei günstiger Witterung zog der Lehrer mit den Kindern hinaus in den Hauberg, um Frischlaub zu holen. Dieses wurde in der Scheune oder an anderen geeigneten Orten getrocknet, dann in Säcke verpackt und auf dem Talbahnhof in Neunkirchen verladen. Wiederstein hat im Ganzen 78 Ztr. fertiges Laubheu abgeliefert und dafür einschließlich Fuhrlohn, Verladelohn usw. 1680 MK eingenommen, die an die Sammler ausgezahlt worden sind. Leider hat die Schule infolge dieser ausgedehnten Sammeltätigkeit auch einen großen Verlust zu verzeichnen, da durch den erforderlichen Zeitaufwand im Ganzen an 77 Tagen der Unterricht ausgefallen ist. Da im Siegerland mit seinen ausgedehnten Haubergen unter besonders günstigen Verhältnissen Laubheu gemacht werden konnte, so war die Folge davon, dass das Siegerland mit dem Erfolg der Laubheusammlung im ganzen Lande mit an der Spitze stand.

 

Schulbild mit Lehrer Beel im Garten der Wirtschaft Petri im Jahr 1915
Schulbild mit Lehrer Beel im Garten der Wirtschaft Petri im Jahr 1915

 

Die Zahl der während des Krieges seitens der Regierung erlassenen Verfügungen ist so groß, dass dieselben hier unmöglich aufgeführt werden können. Dieselben sind in den während des Krieges erschienenen Schulblättern enthalten.