Hausschlachtung :
Hausschlachtung
Hierzu schreibt ebenfalls Emil Meier:
Fast ein jeder hält sich Vieh und füttert sich ein Schwein. So ist es auch zu verstehen, daß hier von Armut nur wenig oder gar keine Rede sein kann. Mit dem Einsetzen der kälteren Jahreszeit
werden die Vorbereitungen für die Hausschlachtungen getroffen. Wenn das Borstentier, wie man so zu sagen pflegt, keine dicken Kartoffeln mehr fressen will, wird eines Tages der Sache ein Ende
gemacht und das „Mickeschen“ geschlachtet. Auch von den Schulkindern wird diese Zeit gern erwartet, bringen doch die nächsten Freunde und Freundinnen nach dem Schlachten für sie ein Würstchen
mit, als Leckerbissen zum Butterbrot in der Pause. In früherer Zeit wurde auch für die Lehrerfamilien etwas übrig gemacht. Immer wieder gab es auch Spaß bei der Jugend, wenn jemand einen mit Luft
voll gepressten und dann abgebundenen „Schlonk“ (Speiseröhre des Schweins) zum Knallen zu verwenden vermochte. Beim Wurstmachen hilft von jeher einer dem anderen, und man staunt darüber, welches
Talent die Frauen dabei aufweisen. Die Wurst gerät immer gut und das ist die Hauptsache! Wenn das Schwein auf der Leiter hängt, wird es von Nachbarn und Bekannten bewundert, auch im Gewicht
geschätzt. Dabei freut sich jeder schon auf das Stück Wurst, das ihm am nächsten Tage mit etwas Wurstsuppe gebracht wird. Dieses Wurstaustragen mit Suppe ist jetzt aber nicht mehr so schlimm wie
früher. Es soll schon vorgekommen sein, dass nach dem Austragen der Wurst zu Nachbarn, Verwandten und
Bekannten kaum noch Blut- und Leberwurst übrig war.
Dies war nicht schlimm, denn man bekam ja in den nächsten Tagen und Wochen wieder Gaben von diesem und jenem Schlachtfest. Beim Schätzen des Schweines gibt es auch allerhand Abwechslung. In
Altenseelbach war es vor einigen Jahren sogar soweit, dass ein
jeder, der sich am Schätzen beteiligen wollte, 10 Pfennig zahlen musste. Den Erlös erhielt derjenige, der am besten geschätzt hatte. Auch sonst gab es allerhand Sport! In der vorgenannten
Gemeinde soll es sogar vorgekommen sein, dass beim Beschauen der etwas klein geratenen Schweinchen der Ausdruck geprägt wurde:
„Wie det Fräuche - sue det Säuche!“
In Zeppenfeld wurde beim Besichtigen und Abschätzen eines über vier Zentner schweren
Schweines, das ein Gastwirt geschlachtet hatte, folgendes Verschen gedichtet:
Für Weibertränen und Tröbbelbier,
ist kein Mensch zu haben hier.
Doch wo Rippchen und Schinken
im Sauerkraut winken,
da gedenkt man der Säue
in Liebe und Treue.
Von Ziegenmilch und Tröbbelbier
gibt‘ s ein schweres Borstentier!
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