Großer Unternehmergeist :
Großer Unternehmergeist in einem kleinen Ort
Wie in Wiederstein eine Eisenhütte, ein Hammerwerk, eine Leimsiederei und ein Sägewerk das Wasser nutzten. Anfang der 50er Jahre brachte der Wiedersteiner Heimatfreund Emil Meier einige
Ausführungen, die sich mit der früheren Wiedersteiner Hütte beschäftigten, zu Papier. Es heißt da in ähnlicher Form: In der Mitte von Wiederstein, an der Stelle des späteren Sägewerkbetriebs
Willi Petri, stand noch in den 1880er Jahren eine der alten Hütten des freien Grundes, von welcher der später immer noch so genannte „Hötteplatz” seinen Namen hatte. Hierher brachten die Bewohner
den in den umliegenden Bergen zum größten Teil mit Kratze und Trog geschürften Eisenstein – meist mit Hilfe des eigenen Kuh- und Ochsenfuhrwerks, um diesen zu Roheisen zu verhütten. Wenn abends
und nachts der Himmel zu bestimmten Zeiten von der glühenden Eisen- und Schlackenmasse erleuchtet wurde, wusste man, dass „det Stöcke läuft”, also, dass die rotgelb leuchtende Masse aus
dem Schmelzofen in die vorher gezogenen Sandformen lief. Wenn das Roheisen in diesen Sandformen erkaltet war, brachte man es zur weiteren Verarbeitung in eine andere Hütte. Die Fuhrwerke waren
manchmal mehrere Tage unterwegs, zumal sie auf dem Heimweg andere Fracht mitzubringen hatten. Aber nicht nur auf der Hütte herrschte reges Leben, sondern auch etwas weiter ostwärts “hinter dem
Hammer”. Ein großes Wasserrad, das von der Wasserstauanlage des an der Hauptstraße gelegenen Hammerweihers gespeist wurde, betrieb hier ein Hammerwerk, das seine wuchtigen Schläge weit hörbar
erschallen ließ. Diese Stauanlage, der Hammerweiher, ist später auch in den Besitz des jetzigen Sägewerkbesitzers Willi Petri übergegangen.
Kaum 50 Meter weiter war ein Überlauf des Hammerweihers, der ebenfalls wieder ein
Wasserrad speiste, welches zu der direkt an den Bau des Hammerwerks angrenzenden
Leimsiederei gehörte. Außer der Tätigkeit auf diesen drei Betrieben widmeten sich die Wiedersteiner noch tüchtig dem Kohlenbrennen, so dass man ruhig behaupten kann, da sie – zumal in fast jedem
Hause noch Landwirtschaft betrieben wurde und meistens drei bis fünf und mehr Stück Vieh vorhanden waren – feste gearbeitet und dadurch ihrer Pflicht genügt haben. Bemerkt sei noch, dass die
Wiedersteiner Hütte, das Hammerwerk und auch die Leimsiederei zum größten Teil von Wiedersteinern finanziert wurden. Nachdem nun das Wasser des Hammerweihers dem Hammerwerk und auch der
Leimsiederei gedient hatte, sammelte es sich wieder im Hüttengraben und floss in den Hüttenweiher, um erneut der alten Hütte zur Verfügung zu stehen. Mit der immer schneller fortschreitenden Zeit
und Technik stellte sich dann in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts bald heraus, dass die alte, abgelegene Hütte nicht mehr rentabel war. Ungefähr um das Jahr 1890 kaufte der ehemalige
Platzmeister der Hütte, Gustav Petri, das zur Hütte gehörende Gelände mit dem Hüttenweiher und der Sandhalde und errichtete dann hier aus ganz kleinen Anfängen heraus ein Sägewerk mit Mahlmühle
und Drescherei. Auch in diesem Betriebe wurde noch mit Ochsengespannen gefahren und das von der Hütte übernommene Wasserrad genutzt. Später kam dann noch die Wiedersteiner Lichtversorgung hinzu,
die die Aufstellung einer Batterie und eines Motors erforderte. Der Sägewerksbetrieb hat sich dann langsam entwickelt und ging nach dem Tode des Gründers in den Besitz des Sohnes Willi Petri
über. Das Hammerwerk und die Leimsiederei sind ein Opfer der schnell fortschreitenden Zeit
geworden und mit dem Hammerweiher in andere Hände übergegangen. Das Hammerwerk
und auch die Leimsiederei sind dann zwischen den beiden Weltkriegen, als sie stillstanden, abgebrochen worden.
Da die Wasserkraft des Hüttenweihers für das immer mehr erweiterte Sägewerk nicht
mehr ausreichte, sah sich der Sägewerksbesitzer gezwungen, das Gelände des Hammerwerks mit dem noch stehenden Wohngebäude und dem angrenzenden Schuppen
und dem Hammerweiher käuflich zu erwerben. Vom Hammerweiher bis zum Sägewerk
legte man eine Rohrleitung, um im Sägewerk eine Turbine einzubauen und dadurch die
Kraft für das Sägewerk zu verstärken. Die letzten Reste der alten Hütte erkannte man anfangs noch an der hinter den Häusern Rieger und Krumm liegenden Sandhalde. Diese verschwand nun aber auch so
langsam, und der Rest wurde zum Zuschütten des Hüttenweihers hinter den Häusern verwandt, deren Bewohner das Verschwinden des Weihers wegen des üblen Geruches in den heißen Jahreszeiten
begrüßten. Durch dieses Zuschütten des Hüttenweihers entstand für den Sägewerksbetrieb ein schöner Lagerplatz für die Holzvorräte. Vorerst reichte nun die Wasserkraft für den Sägewerksbetrieb. Da
aber im Laufe der Jahre mehrere Maschinen im Sägewerk Aufstellung fanden, reichte auch hier die Wasserkraft wieder nicht aus. Ganz besonders machte sich dies in trockenen Jahreszeiten bemerkbar.
Petri sah sich daher gezwungen, noch eine Lokomobile aufzustellen, um dadurch den Betrieb leistungsfähig zu halten. Aber auch diese Investition hatte sich schnell überholt und so wurde das
Sägewerk letztendlich Mitte der 1950er Jahre stillgelegt.