Die Backhäuser in Wiederstein :

Die Tradition des Brotbackens
Die Tradition des gemeinschaftlichen (genossenschaftlichen) Brotbackens im Freien
Grund, wie auch im gesamten Siegerland, ist schon sehr alt. 1562 hatte Graf Johann
von Nassau in seiner „Holz- und Waldverordnung” den Bau von Gemeinschaftsbackhäusern
angeordnet, um zum einen Holz einzusparen und zum anderen Brände zu vermeiden. Die Gemeinen Backöfen, die Backeser entstanden auch aus einer gewissen Armut zur damaligen Zeit heraus und haben sich bis Mitte der 1950er Jahre gehalten. Die Backhäuser wurden meist aus den einfachsten, billigsten Baumaterialien errichtet, z.B. aus mit Lehm ausgekleideten oder mit Ziegel ausgemauerten Holzfachwerken mit Blechdach. Der Fußboden bestand meist aus gewachsenem Lehmboden. Die Größe eines Backes ergab sich aus dem eigentlichen Backofen, einem nach alter Methode gebauten direktbefeuerten Steinbackofen, und einem kleinen Vorraum. Ungefähr 8 bis 15 Familien bildeten eine Backesgemeinschaft. Diese wählte aus ihren Reihen den so genannten Backesschulzen, der dann für jeweils ein Jahr die „Schlüsselgewalt” inne hatte und die Reihenfolge der Familien beim Backen festlegte. Die Reihenfolge wechselte ständig, da der jeweils erste am Backtag den Backes anheizen und dazu auch die eigenen Schanzen zur Verfügung stellen musste.
Der Sauerteig für die Brote wurde zu Hause zubereitet und die Brotlaibe auch in der
häuslichen Küche geformt. Auf so genannten Backesbrettern abgelegt, transportierte man die Brotlaibe wenn sie genügend aufgegangen waren mit dem Schubkärrche zum Backes. Dort war mittlerweile der Backofen auf die richtige Temperatur gebracht und die letzte Asche ausgekehrt worden. Bei etwa 300°C wurden die vorbereiteten Brotlaibe in den Ofen geschoben, eine gute Stunde lang gebacken und kurz vor dem Rausholen noch einmal mit Wasser bestrichen, was den Broten einen schönen Glanz geben sollte. Nach dem Brotbacken wurde manchmal noch die Restwärme des Ofens genutzt, um Blechkuchen
zu backen oder im Herbst etwas Obst zu dörren. In früheren Zeiten war das Brot, das eine
Familie in einem Backgang gebacken hatte, der Vorrat bis zum nächsten Backtag in ungefähr zwei Wochen. Ein Backes war aber schon immer mehr als nur ein Ort zum Brotbacken, es war ein Treffpunkt, zumindest der Backgenossen, die ihren Sauerteig weitergaben oder wo einer dem anderen beim Backen half. Und während des Backvorgangs konnte auch mal ein Schwätzchen gehalten werden.

In Wiederstein waren in früheren Jahren 4 Backhäuser in Betrieb:

1. An der Hauptstraße bei Haus Krumm/Bäcker, abgebrochen 1947
1. An der Hauptstraße bei Haus Krumm/Bäcker, abgebrochen 1947
2. An der Heller, 1970 abgebrochen
2. An der Heller, 1970 abgebrochen
3. An der unteren Langenholzstraße, vor der Bahnbrücke auf der linken Seite talabwärts gesehen, abgebrochen in den 1970er Jahren
3. An der unteren Langenholzstraße, vor der Bahnbrücke auf der linken Seite talabwärts gesehen, abgebrochen in den 1970er Jahren
 4. Oben an der Langenholzstraße, Ecke In der Hohle (bei Haus Olaf Seliger), in der Kurve im Hang
4. Oben an der Langenholzstraße, Ecke In der Hohle (bei Haus Olaf Seliger), in der Kurve im Hang

Quelle : TIM-Online

 

         Nähere Details zu diesem Backes sind leider nicht bekannt.